Kinder-Eltern

Unser Verhältnis zu unseren Kindern – ein Aufsatz über Dich und Dein Kind

Dieser Tage sind viele von uns sicher in ihren Freizügigkeiten ganz erheblich beeinträchtigt. Das betrifft vor allem unsere Kinder, aber auch uns ganz persönlich. Wir sind wie „entmachtet“ und ich denke, ja, das trifft es, wir sind unserer Freiheit beraubt worden durch die, denen wir unser Vertrauen geschenkt haben, indem wir ihnen unsere Stimme gaben.
Das ist nur der Vorspann, um meine Beweggründe dieses Aufsatzes zu erläutern.

Wer kennt es nicht, dass das Verhältnis zwischen uns als Eltern oder Elternteilen zu den Kindern zeitweise oder auch über längere Zeiträume kritisch und angespannt ist? Und das, was jetzt gerade in unserer Gesellschaft passiert, hat durchaus die Kraft, genau dieses Kernverhältnis Kind-Elternteil zu eskalieren, zu vertiefen, sprachloser, „zeit“loser zu machen.
Ganz besondere Situationen sind vor allem dort vorhanden, wo sich die Eltern getrennt haben und nun – sozusagen „on top“ noch zusätzliche Probleme entstehen, z. B. hinsichtlich des regelmäßigen Kontakts, der uns in einer despotischen Art bekanntermaßen eingeschränkt wird.

Seitens der uns Durchregierenden scheint dieses spezielle Thema und die im Grunde genommen erschreckende und verstörende Konfliktfelderweiterung durch aufgedrückte Verhaltensregeln weitestgehend ausgeklammert zu werden, zumindest finde ich selbst kaum Erläuterungen dazu, wie die Betroffenen denn unter den „verordneten Maßnahmenbündeln“ mit ihrer Situation umgehen können.

Bevor ich nun beginne, noch ein Wort zu meiner Situation.
Die Mutter meiner Kinder und ich haben uns getrennt, da waren unsere beiden Kinder ca zweieinhalb und vier Jahre alt. Folglich spreche ich aus der Erfahrung als Scheidungsvater heraus. Ich möchte es gleich vorwegnehmen, meine Kinder und ich haben bis heute ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Erst unlängst hatte ich ein längeres Telefonat mit meinem Sohn und er brachte die Idee ein, dass ich doch unseren Gesprächsinhalt „zu Papier bringen“ solle, weil er die Meinung vertrat, dass meine Aussagen es wert seien, anderen mitgeteilt zu werden, die in einer „kritischen Situation“ mit den Eltern oder eben umgekehrt mit den Kindern leben.
Ich möchte noch besonders hervorheben, dass dieser Aufsatz bitte nicht den Eindruck erzeugen möchte, dass „ich weiß, wie es geht“ oder der Leserschaft gar vermitteln möchte, dass ich selbst ein ganz „großer Hecht im Teich bin“.
Im Gegenteil, ich bin nur Vater von zwei Kindern und ich lerne stets gerne dazu und mache mir Gedanken über ihr Wohl und Wehe, denn ich habe sie dereinst gerufen. Und auch wenn ihre Mutter und ich nun seit über zwanzig jahren getrennte Wege gehen, ich denke, wir haben uns wirklich und wahrhaftig Mühe gegeben, ihnen, also unseren Kindern, ein gutes Leben zu ermöglichen. Deshalb geht es in diesem Aufsatz auch nicht um Elternpaare sondern jedes einzelne Elternteil – Mutter und Vater als Einzelpersonen in Bezug zu den eigenen Kindern. Und falls es mehrere sind, dann um die Zweierbeziehung Kind-Elternteil, denn jedes Kind ist bekanntermaßen anders und jedes bedarf der auf seine Persönlichkeit ausgerichteten Fokussierung.

Wohl denn, beginnen wir.

Wo beginne ich denn nun am Besten?

Eines unserer Themen im o.a. Telefongespräch mit meinem Sohn war die Aussage, dass wir Eltern unseren Kindern gegenüber immer Verantwortung haben, denn wir haben sie schließlich in diese Welt gebracht. Sie sind demnach im wahrsten Sinne des Wortes unschuldig an der Situation. Vielmehr haben wir Eltern es so gewollt. Wir ermöglichten unseren Kindern ihr Leben und wir haben deshalb auch Verantwortung für sie, ganz gleich wie alt sie sind. Diese Verantwortung verändert sich sachgemäß im Laufe der Jahre von einem schützenden und be- und versorgenden Aspekt hin zu einem weisenden und entwickelnden Bereich.
Kinder können also wirklich gar nichts dafür, dass sie in diesem Leben sind. Und wir Eltern sind einzig und alleine Grund und Ursache dafür. Ich denke, das sollten sich alle Eltern immer und immer wieder vergegenwärtigen.
Unsere Kinder sind für gewöhnlich auch so orientiert, dass sie ihre Eltern zunächst einfach nur lieben, weil es die Personen sind, zu denen sie in den allermeisten Fällen auch einen sehr engen Bezug haben.
Sie sind ganz sicher auch nicht geboren worden, um das zu tun, was die Eltern für richtig und notwendig erachten, sondern sie sollten darauf vertrauen können, dass wir Eltern sie als freie Menschen lenken und anleiten und sie nur in verhältnismäßig wenigen, grundlegenden Dingen auch regelnd anführen. Führung und Aus“führung“ sind z. B. bei folgender Beispielsituation notwendig.
Du siehst Deine Kinder nicht mehr. Du wartest. Du wartest immer noch. Dann rufst Du. Sie antworten nicht. Durufst ein zweites Mal und sagst, es ist jetzt NOTWENDIG. Sie „führen“ aus.

Du gehst irgendwo spazieren und es sind viele Menschen um Dich herum. Die Kinder nehmen den Ausflug spielerisch, Du pausierst und sagst Ihnen, hier bitte zu mir, damit ich euch sehen kann. Sie führen aus.

ES sind demnach Situationen, in denen Du unmittelbare Aufmerksamkeit einforderst und die Kinder müssen lernen, dass diese NOTWENDIGEN Führungsansagen der Eltern umgehend ausgeführt werden. Zum Glück sind das nur sehr wenige Begebenheiten, in denen Du so vorgehen musst, doch die wenigen können Dich binnen Minuten in den „roten Bereich“ bringen.

Dennoch bitte ich darum, zu berücksichtigen: unsere Kinder sind nicht auf dieser Welt, um genau das zu tun, was wir Eltern in ihnen sehen und entwickeln wollen. Kinder sind keine Puppen, Roboter, Spielzeuge, mit denen wir Eltern entsprechend verfahren können und dürfen. Und sie sind auch nicht unter uns, um sich immer und immer wieder die ganzen Erfahrungen der Eltern anhören zu müssen oder zu dürfen, wenn diese ihnen irgendwelche Beispiele erläutern wollen, um ihre ganz eigenen Erziehungsabsichten und auf die Kinder bezogenen Ziele zu erzählen. Schon gar nicht, wenn es sie nicht interessiert. Ja, wir Eltern haben die Verantwortung, doch diese darf nicht verwechselt werden mit „Du tust, was ich Dir sage, weil es sonst böse enden wird, weil ich es selbst erlebt habe“ und und und.
Und wenn dann, wie es wirklich häufig geschieht, Eltern wieder auseinandergehen, weil sie sich nicht mehr Riechen und Sehen können, dann vergesst bitte niemals eure Kinder.

Sie sind völlig unschuldig an der Mann-Frau-Situation und -Beziehung.

Und genau dann beginnt ein ganz erheblicher Teil der jeweiligen Verantwortung der beiden Elternteile gegenüber dem Wohl und Wehe für die Kinder. Wie oft erlebe ich es, dass die Elternteile sich trennen und schon kurze Zeit später neue Partner haben. Was denkt ihr, wie das bei den Kindern ankommt? Habt ihr sie gefragt und ihre Meinung und Einstellung dazu angehört. Und habt ihr sie in eure Handlungen integriert? Habt ihr wirklich gelernt, mit den Augen der Kinder die Geschehnisse zu betrachten? UND das auch in eure Erwägungen zu implementieren?

Ich frage das an dieser Stelle deshalb, weil ich den Eindruck über viele Jahre bekommen habe, dass die Kinder nur ein Spielball sind, und dass teilweise sogar ein Elternteil oft so tut, als seien sie gar nicht mehr vorhanden. Leider betrifft das oftmals die Väter.

Hier will ich euch eines mit auf den Weg geben, wenn ich darf.

Seid immer und ständig zuverlässig. Das betrifft sowohl die Unterhaltszahlungen als auch die Besuchszeiten. Was der andere Elternteil mit dem bezahlten Unterhalt anstellt, das darf euch nicht vordergründig kümmern. Oft gibt es Streit über die Höhe dieser Zahlungen und viel zu oft werden die Kinder dann seitens des die Höhe der Zahlungen kritisierenden Elternteils als „Pfand“ oder gar als „Druckmittel“ eingesetzt, wenn es um die, genauso wie die Unterhaltszahlungen, rechtlich geregelten Besuchszeiten geht.

Denkt immer wieder daran: die Kinder sind unschuldig an der Situation.

Sie wurden weder gefragt, ob sie euch als Eltern aussuchen können, noch können sie die jeweilige Situation zwischen den Eltern maßgeblich beeinflussen (zumindest wenn sie noch Kleinkinder und Teens sind). Nicht umsonst hat der Gesetzgeber in Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Professionen, die in dieser Sachlage maßgeblich sind (z. B. Kinderpsychologen, Sozialarbeiter, Erzieher und Pädagogen u.v.m.) Orientierungswerte geschaffen, die natürlich zwischen den Elternteilen im Falle einer Trennung „vereinbart“ werden können (Stichwort Scheidungsfolgenvereinbarung) , bevor z. B. eine gerichtliche Trennung erfolgt.

Mir hat bei meiner eigenen Trennung ein erfahrener Kinder- und Jugendpsychologe drei sehr wichtige Ratschläge erteilt, die ich niemals vergessen werde und an die ich mich immer gehalten habe. Ich zitiere sie hier einmal. Vielleicht sind sie für euch relevant? Für mich sind sie es, denn sie legten den Grundstock für ein gute Umgehensweise mit den Stiuationen, die für die Kinder von besonderer Tragweite in ihrer eigenen Entwicklung sind, die aber auch für euch wichtig sind.

1. Du bist IMMER zuverlässig in Sachen Unterhalt und Besuchszeiten. Du wirst niemals auch nur ein einziges Mal unzuverlässig sein. Du wirst das auch einfordern, denn es ist wichtig für DICH und DEINE Kinder, wenn es z. B. um das Thema „Gemeinsame Zeit“ geht.
2. Du kannst gegenüber Deinem Ex-Partner kritisch sein, doch Du trägst das NICHT in Dein Verhältnis zu Deinen Kindern.
3. Du wirst Dir eine Wohnsituation schaffen, in der Deine Kinder ein eigenes Zimmer haben, mit eigenen Spielsachen und einem eigenen Zuhause und das wird solange der Fall sein, wie sie Dich besuchen und noch nicht auf eigenen Beinen stehen.

Deine Kinder brauchen Deine Zuverlässigkeit.

Diese darf niemals aussetzen, ob es Dir nun gefällt oder nicht. Du siehst es als bedeutsam an, selbst zuverlässig zu sein und Dein Ziel ist immer 100%.
Es sind Deine Kinder und Deine Besuchszeiten (bei Paaren – Gemeinsame Zeit), die Du auch nicht ein einziges mal aussetzen wirst, denn sie brauchen diese Form der Verlässlichkeit und vor allem der Vertrauensbildung.

Sollte das nicht so möglich sein – warum auch immer – dann arbeite an Dir. Siehe es bitte immer auch aus Sicht Deiner Kinder. Sie sind unschuldig an der Situation und sie konnten es sich auch nicht frei aussuchen, sondern sie sind in der jeweiligen Situation und können nicht ohne weiteres daraus entweichen. Das betrifft insbesondere die alltäglichen Situationen. Und wenn wir das auf einen gesunden und ganz normalen Familienalltag herunterbrechen, dass wird aus Besuchszeit ein „Miteinander Zeit verbringen“!

Also, sei zuverlässig und kümmere Dich darum, dass Du niemals Aussetzer hast, sei es bei Besuchszeiten oder beim „Miteinander Zeit verbringen“.

Nun werden Kinder, wie alles im Leben, älter und entwickeln sich. Der Schwerpunkt meiner Darlegung liegt hierbei auf dem Begriff „Entwickeln“. Unsere Kinder entwickeln sich jeden Tag, jeden Monat, von Jahr zu Jahr, das steht ausser Frage. Aber fördern wir sie dabei auch? Entwicklung ist, ganz gleich was wir auch unter diesem Aspekt betrachten, immer aufs Engste mit Förderung verbunden. Und hier ganz speziell damit, wie wir als Eltern die Kinder fördern. Nun betrachten viele Eltern nach meinen eigenen Beobachtungen ihre Kinder zu stark durch die „eigene Brille“. Damit meine ich, die Eltern scheinen vermeintlich dazu in der Lage zu sein, zu wissen, was genau Fördern bedeutet.
Wenn Du nur Deine eigene Sichtweise zu diesem Thema betrachtest, dann werden alle Eltern hier sehr viel auszuführen wissen. Eigentlich logisch, oder?! Du weißt, was für Deine Kinder gut ist. Du weißt, was sie lernen usw. sollen, damit „etwas aus ihnen wird“. Doch ist das wirklich Fördern oder ist es nicht eher eine sehr eingeschränkte und damit vielleicht sogar fehlererzeugende Sichtweise der Thematik „Förderung“.
Wenn Du die Welt nur aus Deinem Blickwinkel betrachtest und meinst, das sei die Wirklichkeit, dann denke jetzt doch einmal darüber nach, wieviele Menschen sich Deiner ganz eigenen Sichtweise anschließen werden? Und? Stellst Du vielleicht fest, dass ein und dieselbe Sache, ein- und derselbe Geschehnisablauf ganz unterschiedlich betrachtet werden kann und wird?! Ich möchte Dir nur kurz eine wissenschaftliche Erkenntnis dazu vermitteln. Es gibt einschlägige wissenschaftliche Untersuchungen z. B. zur Wertigkeit von Zeugenaussagen. Und es wurden ganz einfachen Tatsachenbeständen beobachtet und die Aussagen dann ausgewertet.
Wann, wie sah es aus, wieviele Menschen waren zugegen, welche Farbe hatte das Auto, welcher Autotyp war es usw.. Die Ergebnisse dazu zeigen eindeutig, dass 90% aller in einem Tatbestand abgegebenen Zeugenaussagen schlicht falsch sind!
Und jetzt wieder zur Förderung unserer Kinder. Denkst Du vielleicht auch, dass Deine ganz eigene Ansicht nur ein winzig kleiner Ausschnitt der Wirklichkeit ist und dass Du vielleicht völlig falsch liegst mit den dieser Ansicht zugrunde liegenden Interpretationen von Wirklichkeit?! Wenn es also um die Förderung von Kindern geht, dann gibt es prinzipell zwei unterschiedliche Wege. Den einen Weg habe ich gerade angerissen. Er ist meines Erachtens der, den weit über 90% praktizieren. Der andere Weg ist der, dass Du genau beobachtest und dann Dich selbst reflektierst. Was kann ich denn entwickeln, wo sind Ansätze erkennbar, die für eine Förderung ein erkennbares und nachvollziehbares Potenzial aufweisen? Das bedeutet, dieser Weg ist damit verbunden, dass Du nicht das in den Fokus stellst, was DU als wichtig betrachtest, sondern Du beobachtest, bewertest und förderst das, was Du in Deinen Kindern erkennen kannst. Malen Sie gerne, Lesen Sie, Spielen Sie und mit was, Unterhalten Sie sich gerne, haben Sie Phantasien und äussern diese auch ohne Vorbehalt Dir gegenüber?
Letzteres ist übrigens ein Kennzeichen für Vertrauen zwischen Dir und Deinen Kindern. Gibt es Themenbereiche, die tabu sind? Wie reflektierst Du Phantasien, Träume, Visionen – was auch immer – Deiner Kinder? Lässt Du sie überhaupt zu? Kommen Deine Kindern gerne zu Dir, um Dir von Träumen, Phantasien oder einfach nur von ihrer jeweiligen Interpretation von Geschehnissen zu berichten?
Nimmst Du Dir wirklich Zeit? ZEIT ! Gehst Du auf Ihre Wünsche und Vorstellungen wirklich ein oder müssen sie sich gar Strategien zurechtlegen, um durch Deine Filterblasen zu kommen und damit auch ihr ureigenstes Anliegen überhaupt erst einmal darstellen zu können?
Na!? Ganz ehrlich!?
Ich sehe in dem hier abstrahiert beschriebenen Ablauf eines der Hauptprobleme in der zunehmenden Entfremdung von Kindern und Eltern. Zurück zum Fördern. Der hier angerissene „zweite Weg“ sieht demnach genau hin und fördert zu Beginn vor allem eines, die Phantasie, die Merkfähigkeit, die Kreativität, die Musik, das Malen und Tanzen, was auch immer. Wann habt ihr zum ersten Mal „Memory“ gespielt, gepuzzelt, Spiele des Jahres gekauft und dann gespielt? Wie genau machst Du es denn?
Oder habt ihr zusammen gekocht? Gar etwas gebaut? Gemalt? Neu gepflanzt? Boden bearbeitet? Vögeln zugehört? Einfach nur miteinander verweilt und etwas getan, was auch BEIDE zusammen an etwas teilnehmen lässt?
Das ist ein sehr wichtiger Aspekt des „zweiten“ Wegs. Das Miteinander, das gemeinsam Zeit verbringen. Und das I-Tüpfelchen ist dann, dass Du Dich nicht nur einbringst, sondern einfach z. B. weil Du „entwickeln“ möchtest, Gedanken Deines Kindes zulässt, ohne sie bewertend zu interpretieren, es sei denn – und das ist erneut ein großes Zeichen in Sachen Vertrauen – Du wirst darum eindeutig angefragt oder bekommst „das Wort“ zugeteilt durch Dein Kind.
Dazu komme ich später noch einmal.
Zeit miteinander verbringen, ohne irgendwelchen Sinn außer dem „Miteinander zu sein (Sein)“. Wann und wie oft hast Du solche Zeiten mit Deinen Kindern verbracht?
Warum reite ich so auf dieser Tatsache herum?

Sie ist für mich ein Grund, dass sich Kinder und Eltern voneinander entfernen. Und wenn sie sich voneinander entfernen, dann wird das eigentlich tiefste Vertrauen ausgetrocknet. Denn es sind DEINE KINDER und nicht irgendwelche beiläufigen Begegnungen. Vergegenwärtigst Du Dir das wirklich? Es ist nicht ´mal so einfach dahergesagt.
Wenn Du fördern möchtest, und das ist sehr wichtig, dann schenkst Du Zeit. Und Du forderst und förderst diese gemeinsame Zeit nach Kräften! Das bedeutet, Du animierst auch. Du versuchst, Dein Ziel gemeinsamer Zeit dahingehend zu entwickeln, dass Du immer wieder und wieder einen Weg suchst, um gemeinsame Zeit miteinander zu haben.
Dazu gehört natürlich ein Zeitmanagement, doch das ist schlicht unsere Bringschuld an unseren Kinder, denn wir haben ihnen das Leben ermöglicht und wir wollen nur das Beste. Aber erreichen wir sie mit unserer Absicht auch?
Unsere Kinder sind vor allem eines, sie sind freie Menschen, die ihr freies und unabänderliches Recht haben, Fragen zu stellen, Dir etwas stolz zu zeigen, was sie gemacht oder erlernt haben oder einfach nur davon zu erzählen, was sie gerade bewegt. Und genau dafür kann man „gemeinsame Zeit“ auch zum Einsatz bringen.
Kennst Du es nicht, dass gemeinsame Küchenarbeit, Gartenarbeit, gemeinsames Film anschauen, Musik hören, was auch immer, die Menschen zum Austausch anregt?! Man kommt miteinander ins Gespräch! Und hier genau setzt Förderung des „zweiten Wegs“ an.
Dieser Weg ist u.a. gekennzeichnet davon, dass Du Zeit gibst, zuhörst, nur bewertest, wenn Du dezidiert dazu aufgefordert wirst, dass Du ein Gespräch mit den Komponenten Verständnis, Nachvollziehbarkeit, Trost, Zuneigung, Freude vermitteln, Anteilnahme zeigen „garnierst“. Du förderst also!

Ich kenne eine Mehrheit an Eltern-Kind-Konstellationen, in denen dieser „zweite Weg“ nie beschritten wurde. Noch nicht einmal ansatzweise. Und dafür muss man weiß Gott nicht studiert haben, denn ganz gleich auf welchem intellektuellen Level, ganz gleich in welcher wie auch immer gearteten Lebenssituation Kind-Eltern-Beziehungen stattfinden, immer und immer wieder ist es DEINE Verantwortung, Deine Zuneigung und damit Aufmerksamkeit gegenüber DEINEN Kindern zu zeigen, zu entwickeln, am Leben zu erhalten und ggf. sogar zu fördern. Zeit geben!
Zeit miteinander verbringen und diese Gemeinsamkeit als Zeichen des gegenseitigen Vertrauens und der Liebe immer mit Nahrung zu versorgen, das ist DEINE Verantwortung. Und Du kannst am Ist-Zustand Deines Eltern-Kind-Verhältnisses sehr wohl und treffsicher ablesen, ob dieses Vertrauen, das gerne miteinander Zeit zu verbringen, überhaupt noch vorhanden ist oder ob es jemals wirklich existiert hat und diese Nicht-Existenz dann sogar ein Grund für den Konflikt darstellt, den Du u.a. darin spürst, dass sich Deine Kinder von Dir abwenden.
Und ich meine das wirklich im wahrsten Sinne des Wortes so. Abwenden! Weggehen! Keinen Kontakt mehr! Keinen Austausch! Und egal wie Du Dich auch immer verhalten hast in Bezug auf Deine Kinder, es tut einfach weh! Ja, dieses Abwenden bedeutet für uns als Eltern Schmerzen, denn es spricht unsere tiefsten Instinkte an, die u.a. damit zu tun haben, dass wir als Menschentiere Rudelwesen sind und Rudelmitglieder weggehen zu sehen, das schmerzt einfach, denn es ist ein Verlust für Dich als Individuum wie auch für die gesamte Gruppe oder eben die Familie, das Rudel. Ihr seht, ich fokussiere nicht nur auf das Kind, sondern ich habe auch den Aspekt, der Dich Elternteil direkt anspricht und sich um Dich kümmern möchte und Dich nicht darauf beschränkt, Vorbild, StetsliebendeR, FürsorglicheR, VersorgendeR u.ä. zu sein. Sondern Du als Mensch bist mit denselben Vorgehensweisen zu behandeln. Du bist es genauso wert wie jedes Deiner Kinder.

Und damit bin ich bei dem Aspekt, der dem Kind ab einem bestimmten Alter auch etwas zutraut, ihm die Fähigkeit zuschreibt, eigene Handlungen zu bewerten und zu reflektieren. Wir als Eltern dürfen das durchaus einfordern, denn auch wir sind Menschen, die denselben Respekt, dasselbe Vertrauen und dazugehörige „Zeit-nehmen-Anteile“ benötigen, um uns zu öffnen, die Liebe gestärkt fühlen zu dürfen. Auch wir Eltern haben starke und schwache Momente, wünschen uns immer wieder einmal die „zu uns durchdringende Geste“, um „Zeit miteinander zu bekommen“.

Im Organisationswesen, vor allem wenn es um ausschließlich stringent hierarchische Systeme geht, spricht man gerne von einer sogenannten „Bringschuld“. Das ist der falsche Begriff im hier dargestellten Zusammenhang, denn ich habe bereits oben ausgeführt, dass wenn wir von den großen Begriffen „Schuld“ und „Unschuld“ sprechen, dann würden wir aus diesem Modell der „Bringschuld“ heraus, eine stets und ein Leben lang währende Bringschuld der Eltern gegenüber ihren Kindern ableiten können. Weit gefehlt.
Kinder sind Menschen, die sich entwickeln, die Heranwachsen und dann ihre Rolle und Funktion suchen und finden, sei es befristet, vielleicht auch immer einmal wiederkehrend oder eben ein Leben lang. Und damit werden sie auch eigenständige Persönlichkeiten. Und sie können, wenn wir sie in dieser Hinsicht weisend behandelt haben, auch erkennen mögen, dass ihre Eltern denselben Respekt verdienen, der ihnen als Kinder und Heranwachsende gegenüber „eingebracht“ wurde.

Wenn ich mir so meine Netzwerkssituationen ansehe, dann sehe ich allenthalben, dass eindeutig erkennbare Verhaltensweisen im zwischenmenschlichen Bereich der Familie die Ursache für teils sehr tiefgreifende Konflikte und damit einhergehende Eskalationsstufen sind. Und weil es mir wichtig ist und mein Sohn und ich ein gutes Telefongespräch miteinander zu diesem hier beschriebenen Themenbereich hatten, habe ich meine eigene Sichtweise vorgestellt, um euch vielleicht ein wenig Hilfestellung für „euer Miteinander“ zu leisten.

Zusammenfassend könnte ich hier gerne festellen, dass wir unsere Kinder aufrichtig, liebend weisend und respektierend, dass sie als Mensch wertgeschätzt werden, behandeln können, wenn wir es wirklich wollen. Willst Du es?

Vielleicht konnte ich euch ein paar Hinweise geben, über die ihr jetzt nachdenken könnt oder es eben lasst. Solltet ihr nachdenken und etwas erkennen, das ihr in eurem Alltag genauso empfindet wie ich es hier dargestellt habe, dann ist genau das meine Absicht gewesen. Was ich mir persönlich wünsche ist, dass in der Folge dessen, was ich gerade beschrieben habe, bei euch der Satz vorkommt: „Hast Du einmal etwas Zeit für mich? Ich möchte gerne mit Dir reden!“.

Ja, das beseelt mein Herz und ich freue mich für die, die jetzt mein Lächeln erkennen. Denn dann haben wir beide eine Ebene miteinander gefunden, auf der wir uns Zeit schenken.

Ich ende meine Texte zu gerne mit dem Leitsatz meines Lebens, und deshalb sei er hier als Schlusssatz benannt:

Lebt, liebt, lernt und lacht!