Um Ihnen meine eigenen Positionen zu verdeutlichen, habe ich mir die Mühe gemacht, einmal die offiziellen Zielsetzungen der Landratskandidaten zur Kommmunalwahl Niedersachsen im Landkreis Helmstedt 2016 gegenüberzustellen.
Hier der Vergleich zwischen Jörg Pohl, dem echten Parteilosen, und Radeck, dem Heimatliebenden der CDU (Stand 08/2016, Quellen: Internetseiten der Kandidaten) hinsichtlich der speziellen Zielsetzungen. Zunächst fällt auf, dass sich Radeck ernsthaft mit den einzelnen Fachthemen beschäftigt. Während er eine durchweg lobende und fordernde und damit proklamatorische Intention und Message hat, bin ich deutlich kritischer. Doch immerhin beschäftigt er sich überhaupt damit, und das spricht für ihn.
Radeck – der Heimatliebende
„Niedersachsen ist in Deutschland das Agrarland Nummer 1. Und dies soll so bleiben“, wünscht sich Landratskandidat Gerhard Radeck. Er bekennt sich deutlich zur Landwirtschaft, als große wirtschaftliche Kraft und als Garant für einen „lebenswerten ländlichen Raum“.
In Niedersachsen ist die Agrarwirtschaft nach der Automobilwirtschaft der größte wirtschaftliche Bereich. Im Landkreis sind die bäuerlichen Betriebe mit einer Flächennutzung von über 35.000 Hektar ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor. Durchschnittlich beträgt der Umsatz jährlich rund 2 000 € je Hektar. „Also deutlich über 70 Millionen Euro“, stellt Radeck fest.
Die nachgelagerten Wirtschaftsbetriebe wie Bäcker, Schlachter, Landmaschinenwerkstätten und Landhandel, sowie die überregional und international bedeutsamen Betriebe wie Saatzucht Strube in Söllingen, die Mühle Flechtorf und Till Hydraulik in Helmstedt sind wichtige Arbeitgeber.
„Die Erlössituation ist vom Weltmarkt abhängig. Wichtig ist, dass die landwirtschaftliche Kaufkraft fast vollständig vor Ort bleibt.“ Investieren die Landwirte Geld in ihre Betriebe, erhalten die Handwerksbetriebe und die Landmaschinenhändler gute Aufträge.
Im Landkreis Helmstedt gibt es rund 500 Bauernhöfe. Jedoch wirkt sich der Strukturwandel auch hier aus. So stellen rund 20 Betriebe jährlich ihre Tätigkeiten ein.
Es sei wichtig, den Betrieben Sicherheit für die Zukunft zu geben. „Alle politischen Ebenen, angefangen von der EU, über die Bundesrepublik, bis hin zum Landkreis Helmstedt und seinen Kommunen müssen in allen Branchen für Planungssicherheit sorgen.“
In Gesprächen mit Bauern wurde Radeck verdeutlicht, dass die Grundsteuer für Ackerland nicht zu hoch sein sollte, um konkurrenzfähig bleiben zu können. Ähnliches gilt für die Abfallgebühren. „Viele Bürger verstehen nicht, wenn die Entsorgung von Kartoffelschalen teurer ist, als die Kartoffel selbst.“
Häufig erhielt der Landratskandidat die Hinweise, dass manche Bau- oder Ordnungsämter Vorschriften unflexibel anwenden, ohne den entsprechenden Ermessensspielraum zu nutzen. „Ich habe den Eindruck, dass viele Landwirte sich Beratung und Lösungsvorschläge wünschen und nicht hören wollen, was alles nicht geht“, erzählt Gerhard Radeck von seinen Gesprächen.
Das Blühflächen- und Blühstreifenprogramm der EU werde von den bäuerlichen Betrieben im Landkreis gut angenommen. So stehen rund 645 Hektar der genutzten Ackerfläche den Insekten und Nutzgeschöpfen zur Verfügung. Die Bienen haben damit neben ihrer Ernte auf den Rapsfeldern und den anderen Nutzpflanzen ein zusätzliches Erntefeld.
Am Rande: die Biene ist das Symbol der Landfrauenvereine im Landkreis, die immer wieder vielfältig in Erscheinung treten. „Die Biene steht als fleißiges, arbeitsames und sehr zielorientiertes Geschöpf für gute Ernteerträge in der Landwirtschaft und sorgt damit auch für das Überleben ihres eigenen Volkes. Ein gutes Sinnbild für nachhaltige Landwirtschaft.“
Im alten Braunschweiger Land gibt es die Realverbände, Feldmark-Interessentschaften und Forstgenossenschaften. Die Feld- und Waldwege sind Eigentum der Mitglieder dieser Realverbände, also der Land- und Forstwirte. In 60 Ortschaften gibt es solche Realverbände im Landkreis.
Sie unterhalten über 500 Kilometer Feld- und Waldwege auf eigene Kosten. Neben den Wegen wachsen Gräser und Kräuter bis an die bewirtschafteten Felder. „Die Wege dürfen zu Fuß und per Fahrrad von jedermann genutzt werden“, erläutert Gerhard Radeck.
Die Land- und Forstwirtschaft biete damit der Allgemeinheit in ihren Wäldern und auf ihren Wegen Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten.
Aufgrund niedriger Getreide- und schlechter Milchpreise suchen immer mehr Betriebe nach Nischenprodukten. Spinat- oder Radieschensaat sowie Heilpflanzenproduktion sind einige Beispiele dafür. Auch in der Direktvermarktung finden etliche Betriebe Einkommensmöglichkeiten. Obst, Gemüse, Eier, Milch, Spargel, Erdbeeren, Himbeeren, Blumen, Weihnachtsbäume und vieles mehr wird angeboten. Auch ökologische Produkte werden angebaut und erfolgreich verkauft.
„Es ist lohnenswert, sich für unsere landwirtschaftlichen Betriebe einzusetzen. Denn ihre Arbeit ermöglicht unsere Existenz“, so das Fazit von Gerhard Radeck.
Pohl – der Parteilose
Es steht ausser Frage, dass die Land- und Forstwirtschaft eine ganz besondere Rolle im Landkreis Helmstedt spielen. Ich kenne einige der Betriebe persönlich, z. B. über die Förderung als Wirtschaftsförderer, andere weil ich bei ihnen Produkte erwerbe, wieder andere weil ich dort Rohstoffe bekomme, die ich für meine kreativen Arbeiten suche. Ich habe großen Respekt vor der Land- und Forstwirtschaft, denn schließlich geht es hier auch um die Versorgung von Menschen aus nah und fern.
Die Land- und Forstwirtschaft ist landschaftsprägend und sie ist auf einem weltweit gesehen sehr hohen Niveau, was man schon daran erkennt, dass die Felder stets bestellt werden und von der Aussaat bis zur Ernte alles hervorragend organisiert ist und unser Holz international gesehen einen sehr guten Ruf hat. Schauen Sie sich einmal eine Holzauktion an und lauschen den verschiedenen Sprachen oder besuchen sie ein international tätiges Saatzuchtunternehmen im Südkreis oder die Bundeslehranstalt in Warberg. Sie werden dort auf Fachleute treffen, die aus den verschiedensten Ländern stammen. Somit ist dieser Wirtschaftszweig genauso international wie die Fahrzeugbaubranche und braucht sich in keinster Weise verstecken – im Gegenteil!
Volkswirtschaftlich betrachtet, spielt die Land- und Forstwirtschaft verglichen mit anderen Branchen im Landkreis Helmstedt zwar eher eine untergeordnete Rolle, dennoch bietet sie hunderten Familien Haupt- oder Nebeneinkommen. Zudem ist sie als landschaftsprägender Bestandteil der Wirtschaft von bemerkenswerter Bedeutung.
Ich trete als Landratskandidat an, unsere Heimat als das zu betrachten, was sie ist: ein Teil der Erdoberfläche, in dem der Mensch mit den natürlichen Ressourcen wirtschaftet und die Landschaft durch seine Nutzungsmethoden auch sichtbar und nachhaltig gestaltet und formt.
Als gestaltende Kraft unseres Lebensumfeldes, spielen die Land- und Forstwirtschaft neben der siedlungs- und verkehrsplanerischen Nutzung eine äusserst bedeutende Rolle. Und folglich betrachte ich auch die Schattenseiten, die nicht von der Hand zu weisen sind.
Das bedeutet, dass ich darüber nachdenke, was in unsrer Heimatlandschaft von statten geht. Die nun folgenden Äusserungen mögen bitte so verstanden werden, dass ich genau beobachte und eben niemals nur frohlocke oder alles völlig in Ordnung finde, nur weil ich mich nicht tiefer in ein Wissensgebiet einarbeite. Als Geograph habe ich eine professionelle Meinung und Einstellung zu den Geschehnissen in unserer Heimatlandschaft, denn ein Geograph kann eines richtig gut, er kann die Erde beschreiben. Und um sie zu beschreiben, muss ein Geograph sehr lange studieren, denn die Erde ist viel viel älter als sich die Mehrzahl der Menschen das überhaupt vorstellen kann und allenthalben ist das aktuelle Nutzungsszenario einer Landschaft mehr oder minder stark beeinflusst von Geschehnissen, die tausende, zehntausende, hunderttausende, ja Millionen Jahre zurückliegen und bis heute in der Landschaft „durchscheinen“ und von den Menschen hier vor Ort genutzt werden. Als Beispiel dafür möge der Quarzsandabbau bei Uhry hier angeführt werden. Geschehnisse die erst einmal gerade knapp 10.000-100.000 Jahre her sind, haben dazu geführt, dass das „Gletschermehl“ heute dort gewonnen, präpariert, konfektioniert und veräussert werden kann. Ein weiteres Beispiel mögen die Lutterquelle bei Königslutter und natürlich die Braunkohle im Helmstedter Revier sein, die auf Geschehnissen beruhen, die vor Millionen Jahren abgelaufen sind. Nicht zu vergessen, dass in den oberen Schichten der Sedimentabdeckungen der Braunkohleflöze Reste menschlicher Tätigkeiten gefunden wurden, die uns belegen, dass Menschen im Elm-Lappwald schon vor über 300.000 Jahren lebten. Und vor gut 4.000 Jahren haben Menschen eine einmalige autochthone und auch Millionen Jahe alte Steinbildung (Knollenquarzit) zur Errichtung von Großsteinanlagen genutzt, u.a. in meinem Heimatdorf Groß Steinum am Dorm.
Ich möchte gerne eine Situation schildern, die mir seit gut sechs Jahren jeden Frühsommer widerfahren ist. Ich wohne in Groß Steinum und fahre so auf meinem Weg zur Arbeit in Helmstedt zum überwiegenden Teil durch unsere schöne Landschaft, was für mich – das steht ausser Frage – auch immer wieder ein schönes Erlebnis ist. Wer kann das schon?! Ich bin dafür sehr dankbar.
Mir ist aufgefallen, dass die Bodenerosion erheblich zunimmt. Ich habe dafür ein sehr geschultes Auge. Wenn kleine Hitzewirbel große Staubfahnen rotierend in die Luft heben, dann fliegt dort genau der Teil des Bodens, der die meisten Nährstoffe enthält. Das macht mich sehr betroffen, denn es sind Anzeichen für Dersertifikationen, also Verwüstungserscheinungen, die noch relativ neu sind, denn sie sind in den vergangenen 24 Jahren so verstärkt nicht aufgetreten. Aber eben seit gut sechs Jahren.
Dann fällt mir zudem auf, dass mehr gespritzt wird, als die Jahre zuvor. Der Einsatz von chemischen Spritzmitteln (z. B. Glyphosat), Mykoziden, Fungiziden u.ä. mag noch so überwacht werden, Spritzmittel lösen sich niemals in Nichts auf, sondern sie migrieren durch den Boden ins Grundwasser, werden über die Wettergeschehnisse verbreitet und durch die Nahrungsaufnahme in der Biosphäre verteilt und landen zusammen mit den Rückständen aus der Intensivtierhaltung, Weiterverarbeitung und der Haltbarmachung auch in unseren Körpern, indem wir solche Produkte konsumieren.
Zudem ist der Nitrat- sowie Spritzmitteleintrag in die Grundwasserhorizonte nach wie vor eine akute Sachfrage, die nicht nur die Verbraucher, Universitäten sondern eben auch die Landwirte sehr beschäftigt.
Seit einigen Jahren spielen die Gentechnik, die Biogaserzeugung und die Windenergie eine sehr wichtige Rolle in der Landwirtschaft. Und das sind Bereiche, bei denen man nicht nur frohlocken kann, sondern sie sind behaftet mit weitreichenden Folgen für die Biospäre wie auch für die Verbraucher und Verbraucherinnen, die von den Primär- wie auch den Sekundäreffekten nachhaltig beeinträchtigt werden können. Hier kann man auch die Forstwirtschaft anführen, denn sie fällt in den vergangenen Jahren vor allem durch industriell orientierte Waldnutzungsmethoden auf, die rigoros und martialisch erscheinen. So notwendig es in einer globalisierten Holzwirtschaft ist, effiziente Anbau- und Erntemethoden zum Einsatz zu bringen, so sensibel reagieren viele Menschen auf diese vermeintlich grobe Vorgehensweise, vor allem dann, wenn nur ein paar Jahre zuvor eine Landesregierung das LÖWE-Programm verabschiedet hat (langfristige ökologische Waldentwicklung), das nach wie vor gilt.
Zudem haben wir Deutsche einen besonderen Bezug zum Wald. Nicht umsonst ist er nach wie vor landschaftsprägend und die Historiker und Archäologen können uns immer wieder davon berichten, dass die Menschen seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, auch in unserer Heimat, in Waldlandschaften lebten und sie nutzten. Teilweise nutzten sie sie dermaßen stark, dass sie wüst fielen (daher auch der Begriff Wüstungen).
Im Bereich Gentechnik ist es die Gefährdung der Insektenwelt und direkt der von den Insekten lebenden Vogelwelt, die ein besonderes Augenmerk benötigen.
Im Bereich Biogas und Zulieferproduktion ist auch im Landkreis Helmstedt ein offensichtlicher Rückgang von Wiesen und Grünlandbrachen in den letzten Jahren zu verzeichnen, was sich wiederum direkt auf die Artenvielfalt auswirkt und zwar dahingehend, dass sie nachweislich verarmt. Einmal ganz davon abgesehen, dass es nach wie vor von vielen Menschen als sehr kritisch betrachtet wird, essbare Pflanzen zu Energie zu machen und nicht für den direkten Konsum anzubauen. Doch die Landwirte wollen , wie alle anderen Unternehmer ihre Ressourcen natürlich gewinnbringend nutzen. Im Gegensatz zu allen anderen Branchen geschieht das aber für jeden offentlichtlich in offener Landschaft und vielleicht sind deshalb die Landwirte auch einer deutlich stärkeren Kritik ausgesetzt als andere Branchen, die in Hallen produzieren.
Und dann ist da die Windenergie! Ich habe keine sehr positive Einstellung zu der „Verpropellerung“ meiner Heimat. Und ich mag auch nicht die Totschlagargumentation der Grünen-Fraktion, dass man das nun einmal durchhalten müsse, um die Energiewende zu bewerkstelligen. Ich habe vor allem eine negative Meinung zur Windenergie, wenn neue Windenergie-Standorte geplant werden, wenn noch bestehende Vorsorgegebiete noch nicht einmal zu 50% belegt sind.
In der Kombination aller mit der Land- und Fortwirtschaft verbundenen Aspekte, ist für mich eines erkennbar. Ich möchte dazu beitragen, dass die Land- und Forstwirtschaft vorsichtig mit unserer Heimat umgeht. Ich möchte mitwirken daran, dass unsere heimatliche Landschaft nicht nur ausgebeutet, sondern eben auch vorsichtig behandelt und bewahrt wird, denn schliesslich ist sie der Lebensrahmen für uns alle und Alles.
Allerdings kenne ich auch die Abhängigkeiten der praktizierenden Land- und Forstwirte und weiß durch persönliche Gespräche, dass der überwiegende Teil eine hochprofessionelle Einstellung hat. Das beruhigt mich, denn dann können wir uns auch miteinander austauschen und in den konkreten Fällen unserer Zusammenarbeit versuchen, sinnvolle Lösungen zu finden, denn schliesslich leben wir alle in dieser, unserer Heimatlandschaft. Und sie ist wunderschön und wertvoll!