Fördermitteljäger

Was kennzeichnet einen typischen Fördermitteljäger?

Ein Fördermitteljäger ist für gewöhnlich auch Wirtschaftsförderer, so wie ich selbst.
Fördermitteljäger haben ein bestimmtes Beuteschema! Die Beute eines erfolgreichen Fördermitteljägers sind für die Unternehmen, Verwaltungen, Verbände, Vereine und andere Institutionen einsetzbare Förderprogramme und damit fremde Gelder für deren Vorhaben.

Ich habe als Wirtschaftsförderer in den vergangenen Jahren seit 1997 ein Investitionsvolumen dank erfolgreicher Fördermitteljagd von etwas 300 Mio. Euro ausgelöst. Ca. 15% dieser Summe wurden durchschnittlich als Wirtschaftsförderung für Vorhaben im Landkreis eingeworben und standen dann für unternehmerische Investitionen im Landkreis Helmstedt zur Verfügung. Dadurch wurden nachweislich über 1.500 Arbeitsplätze geschaffen und nahezu 1000 Arbeitsplätze gesichert.

Das ist doch mal eine Hausnummer!!

Die vielen Förderprogramme bis hin zur Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU-Förderung, das sog. RTB (regionalisiertes Teilbudget)-Programm) sind durch die erfolgreiche Begleitung durch Stellungnahmen, Ausschussarbeiten, Ministerienkontakte und – mit Verlaub – nachdrücklichste persönliche Termine in den entsprechenden Institutionen erst überhaupt zustande gekommen. Man bekommt davon nichts mal so einfach geschenkt. Das liegt u.a. daran, dass unsere Lobby im Parlament nicht so stark ist wie wir uns das alle wünschen. Doch ich arbeite immer nach der Devise „getrennt marschieren, gemeinsam zuschlagen!“.

Das nennt man dann in etwa einen erfolgreichen Fördermitteljäger.

Ein Fördermitteljäger sieht seinen Sinn und Zweck ausschliesslich darin, möglichst viel Geld von aussen ins eigene System zu holen und dort für verschiedenste Projekte einzusetzen. Es geht ihm also nicht darum, Ahnungen und Visionen zu haben, sondern ganz konkret Geld einzuwerben bis der Arzt kommt. Und dabei nimmt er keine Rücksicht auf politische Stammtischambitionen und laienhafte Schnellschüsse, sondern widmet sich mit aller Konzentration dem Thema, wofür genau gibt es gerade Geld von anderen Institutionen. Und das ist dann die Beute des Jägers!

Meine eigene Vorliebe besteht in diesem Geschäft darin, Gelder der EU, des Bundes und des Landes zu erhalten, um im Landkreis Helmstedt neue Projekte und Infrastrukturen zu etablieren.

Hier sei mir eine kleine Randanmerkung erlaubt. Wenn das Land zuviel Geld hat im Kulturbereich, um z. B. ein Erlebniszentrum für Holzspeere einzurichten, dann es ist es natürlich in diesem Kontext erlaubt, die Bedeutung dieser kulturhistorisch einzigartigen Funde im gegebenen Kontext zu betrachten. 15 Mio Euro Steuermitteleinsatz! Gibt es zur selben Zeit im Landkreis Helmstedt keine anderen Projekte, für die zumindest Teile dieses Geldbetrages eingesetzt werden könnte?!

Ich stelle das hier zur Diskussion!

Meines Erachtens ist es ein grosser Erfolg, alle Entscheidungsträger für Projekte im Landkreis Helmstedt zu begeistern.

Mit diesem Geldbetrag könnte man z. B. die komplette Finanzierung für eine Leerohrsystem für ein Glasfasernetz im gesamten Landkreis Helmstedt aufbauen! Damit könnten alle BürgerInnen, ganz gleich wo sie auch im Landkreis Helmstedt ihren Wohnsitz haben, über schnellste Internetanbindung verfügen. Und das ist für mich durchaus bedeutender als 3-5 feste Arbeitsplätze auf Steuerzahlers Kosten zu schaffen, zudem das Projekt wie schon der Bund der Steuerzahler 2009 monierte letztlich in seiner Einnahme- und Umsatzsituation mehr als fragwürdig ist.

Die bis dato knapp 10.000 Haushalte im Landkreis Helmstedt und ca. 1.200 Gewerbebetriebe, die kein schnelles Internet haben, könnten mit dieser Summe ganz komfortabel an schnellstes Internet (25 MBit/s und mehr) angebunden werden.

Es bliebe nach meinem Dafürhalten sogar noch ausreichend Geld übrig, um die KMU-Förderung des Landkreises Helmstedt bis zum Jahr 2013 mit einem komfortablen Kofinanzierungsanteil von weit über 1 Mio Euro pro Jahr aufzustocken. Kofinanzierung deshalb, weil die EU denselben Anteil noch einmal dazulegen würde bis zu einer Gesamtsumme von 2,5 Mio Euro EU-Gelder also 5 Mio Euro insgesamt inklusive des kommunalen Kofinanzierungsanteils. Bis dato haben wir erst knapp 1 Mio Euro insgesamt verauslagt, wovon die Hälfte von den kreisangehörigen Kommunen aufgebracht wurde.

Wenn man dabei berücksichtigt, dass ein neu geschaffener Arbeitsplatz im Landkreis Helmstedt in der bisherigen Förderung mit ca. 10.000 Euro zu Buche schlägt, könnten damit jedes Jahr ca 100 Arbeitsplätze neu geschaffen werden. Und wenn jeder Arbeitsplatz ein Jahreseinkommen von durchschnittlich 25.000 Euro aufweist und ein Einkommensteueraufkommen von ca 4.000 Euro induziert, blieben bei der jeweiligen Wohnsitzkommune im Landkreis Helmstedt zusätzlich jedes Jahr je Arbeitsplatz ca. 600,00 Euro Einkommensteueranteil OHNE die Gewerbesteueranteile und sonstigen Abgaben der Unternehmen. Nicht berücksichtig wird bei dieser Kalkulation der Konsumptionsanteil des jeweiligen Einkommens.

Eigene Berechnungen haben ergeben, dass jede Arbeitsplatzförderung sich nach 5-10 Jahren rein rechnerisch amortisiert hat.

Folglich sehe ich u.a. dieses Projekt durchaus kritisch und schliesse mich nur schwerlich der allgemeinen Euphorie an, denn ich betrachte das Gesamtsystem Landkreis Helmstedt und habe das Ziel, dass möglichst viele BürgerInnen an den akquirierten Fördermitteln teilhaben können. Und da Unternehmen und die bei diesen beschäftigten ArbeitnehmerInnen eben genau DIE Steuermittel generieren, bin ich sehr daran interessiert, dass möglichst viele Arbeitsplätze entstehen im Landkreis Helmstedt.

Also, kurz gesprochen: Ich bin mit Herz und Seele DER Fördermitteljäger des Landkreises Helmstedt!